Kinderkrankheiten – das Wort klingt weitaus harmloser als die Infekte in Wirklichkeit sind. Denn mit Masern, Scharlach und Co. ist nicht zu spassen. Die klassischen Kinderkrankheiten sind schwere Infektionen, die in manchen Fällen bleibende Schäden hinterlassen können. Das Tückische an Kinderkrankheiten sind die meist langen Inkubationszeiten. Währenddessen vermehrt sich der Erreger im Körper, das Kind erscheint jedoch noch nicht krank. Andere Kinder können sich jedoch schon unbemerkt anstecken, bevor die ersten Anzeichen überhaupt zu sehen sind.

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DIE KLASSISCHEN KINDERKRANKHEITEN

KEUCHHUSTEN (PERTUSSIS)

Diese Atemwegserkrankung weist grippeähnliche Symptome auf. Hinzu kommen krampfartige Hustenanfälle, häufig begleitet mit Erbrechen. Bei kleinen Kindern kann der Infekt schwere Folgeerkrankungen wie Mittelohr- oder Lungenentzündungen haben, bei Säuglingen sogar zum Atemstillstand führen. Da Keuchhusten eine bakterielle Ursache hat, kann er mit Antibiotika behandelt werden. Die Inkubationszeit beträgt 7 bis 14 Tage. Heutzutage sind acht von zehn Keuchhustenpatienten älter als 18 Jahre. Bei Erwachsenen wird es allerdings meistens nicht als Keuchhusten erkannt, da das Keuchen und das Erbrechen wegfallen.

SCHARLACH (SCARLATINA)

Auch Scharlach ist ein bakterieller Infekt, der durch Streptokokken ausgelöst wird. Bereits nach 2 bis 4 Tagen Inkubationszeit zeigen sich die ersten Symptome wie hohes Fieber, Erbrechen, Halsschmerzen oder die typische himbeerrote Zunge. Die früher typischen Folgen von Scharlach wie rheumatisches Fieber, Nieren- oder Herzmuskelentzündungen sind heute durch die einfache Antibiotikatherapie sehr selten geworden.
Bei viralen Infekten wie Masern, Mumps oder Röteln wirken keine Antibiotika. Hier kann man nur die Beschwerden lindern und hoffen, dass die Krankheiten keine bleibenden Folgen haben.

RÖTELN (RUBELLA)

Für Kinder sind Röteln meist ungefährlich. Erst im Erwachsenenalter können sie zu Herzmuskel- oder Gelenkentzündungen führen. Auch für Schwangere sind Röteln sehr gefährlich, da bei einer Erkrankung bis zur achten Schwangerschaftswoche bei 90 Prozent der Embryonen Schäden auftreten. Daher ist die Impfung bei Mädchen besonders wichtig. Bei 50 Prozent der Rötelinfektionen treten keine Symptome auf. Bei den anderen können sie leicht mit Masern, Scharlach oder zu Beginn sogar mit einer Erkältung verwechselt werden.

MUMPS (ZIEGENPETER)

Bei Mumps beträgt die Inkubationszeit wie auch bei den Röteln 2 bis 3 Wochen. Auch diese Viruskrankheit ist für kleinere Kinder in der Regel ungefährlich, kann aber bei Teenagern und Erwachsenen zu Unfruchtbarkeit führen. Typische Symptome sind die «Hamsterbacken», die durch das Anschwellen der Ohrspeicheldrüsen entstehen. Hinzu kommen in den meisten Fällen Fieber, Schluckbeschwerden und Kopfschmerzen. In 30 bis 40 Prozent der Fälle läuft Mumps aber wie eine einfache Erkältung ab.

WINDPOCKEN (VARIZELLEN)

Wie Mumps sind auch Windpocken hochansteckend und kommen meistens vor dem 14. Lebensjahr vor. Sie entstehen durch Herpes-Viren. Kommt es später zu einer zweiten Infektion des Virus, tritt er dann als Gürtelrose auf. Das Auffälligste an den Windpocken sind die roten Bläschen, die mit einem sehr starken Juckreiz einhergehen. Dazu kommen Fieber und Gliederschmerzen.
Die Inkubationszeit von Windpocken beträgt 12 bis 16 Tage. Ansteckend sind die Patienten schon zwei Tage vor dem Auftreten der ersten «Pöckchen» bis zu dem Tag, an dem die letzten Bläschen verkrusten.

MASERN (MORBILLI)

Auch Masern werden durch Tröpfcheninfektion übertragen und sind hochansteckend. Sie gehören daher zu den meldepflichtigen Krankheiten. Erste Symptome sind Schnupfen, Fieber und Bindehautentzündung, später kommt der charakteristische Hautausschlag hinzu. Masern können zu Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen-, Kehlkopf- und Gehirnentzündungen führen und gehören zu den Krankheiten, gegen die Kinder auf jeden Fall geimpft werden sollten.

DIE «NEUEN» KINDERKRANKHEITEN

Während Masern, Mumps oder Diphtherie aufgrund der Impfempfehlungen heute nur noch sehr selten auftreten, sehen Kinderärzte inzwischen ganz andere Probleme. Bewegungsschwierigkeiten, Schlafstörungen oder Ernährungsprobleme sind Themen, mit denen sich Pädiater immer häufiger beschäftigen müssen. Viele Kinder klagen bereits im Grundschulalter über Kopfschmerzen, was teilweise daher kommt, dass sie von ihren Eltern überstimuliert werden. Die nötige Balance zwischen Anregung und Ruhe wird aufgrund der hohen Ansprüche nicht mehr erreicht.