Reto Hanselmann It-Boy und Event-Produzent aus Zürich. Wo gefeiert wird, ist Reto Hanselmann meist nicht weit. Jeden Freitag berichtet der 35-jährige Partyveranstalter auf Radio Energy im «Energy Downtown» und in SI-Online über seine Erlebnisse.

«trends & style»: Lieber Reto, Danke, dass Du Dir für unser Gespräch so viel Zeit nimmst. Wie geht es Dir denn heute so? Kürzlich warst Du ja mit Deiner besten Freundin an einem tollen Event (Sportnacht Davos). Wie war es und wie wichtig ist so ein Anlass für Dich?
Reto Hanselmann: Ich konnte viele interessante Leute kennenlernen und sehen. Ich selber bin kein grosser Sportler. Einige von den Sportlern kenne ich, andere wiederum nicht. Ein sehr schönes Erlebnis für mich war, dass Nöldi (Arnold Furrer) mich in den
Arm nahm und mich herzlich begrüsste. Das hat mich bewegt.

Gerne würde ich aber mehr über Dich, Deine Person, Deine Beweggründe, den Hintergrund und Werdegang wissen. Wann wurde es Dir bewusst, dass Du Dich für Männer interessierst und was hat dies in Dir ausgelöst?
Das war mit circa 14 Jahren. Homosexualität hat man damals noch nicht so als Thema gehabt. Meine ganzen sexuellen Erfahrungen sammelte ich mit heterogenen Männern. Mein Ex und mein jetziger Mann sind die einzigen homosexuellen Männer gewesen. Ich wollte nie einfach nur Sex. Im Vordergrund standen immer Anstand und Respekt. Ein grosser Teil meiner Freunde sind Hetero-Männer und -Frauen. Die Reaktion meiner Mutter, als ich mich geoutet hatte, war interessant. Sie machte sich lediglich Gedanken, dass es keine Nachkommen gäbe und wie sie die Fragen des Umfeldes beantworten sollte. Sie war einfach eine wundervolle Mutter. Ich hatte Glück.

Hast Du einen Tipp für junge Homosexuelle?
Es gibt keinen Tipp. Jeder muss es selber entscheiden, wie man vorgehen möchte. Es ist immer unterschiedlich. Ich zum Beispiel habe mit meiner Mutter reden können. Es war sensationell, wie alle reagiert haben.

Was für Schulen hast Du besucht, was hast Du gelernt?
Ich absolvierte ganz normal die Schule. Meine Ausbildung als Koch und Serviceangestellter übte ich mit grosser Freude aus. Anschliessend war es mir wichtig, mich weiterzubilden. Ich begann die Hotelfachschule Belvoirpark. In dieser Zeit erhielt ich ein super Angebot als Geschäftsführer in einem sehr guten Gastronomiebetrieb. Für drei Jahre durfte ich sehr viele Erfahrungen sammeln. Mit 24 lernte ich meinen Mann, Torsten Mayer, kennen und zog nach New York. Ab dann pendelte ich zwischen New York und Los Angeles hin und her. Irgendwann wollte ich aber wieder zurück in meine Heimat Zürich.

Mit welchen Plänen bist Du nach Zürich zurückgekehrt?
Zurück in Zürich suchte ich einen neuen Inhalt in meinem Leben, einen Sinn. Ich überlegte mir, was ich in Zukunft machen könnte. Zwei Kolleginnen von mir hatten die grossartige Idee, eine ausgefallene Party in Zürich zu machen. Warum nicht eine Halloweenparty? In den USA ist dies angesagt.

Wie und wo wurde dies realisiert?
Wir fingen klein an, mit beschaulicher Deko, nicht zu aufwendig und dennoch gruselig. Die Lokalität war in unserer Villa in Zollikon. Die Ära der Halloween-Party wurde gestartet. Es war ein riesiger Erfolg. Nun ist dies schon sieben Jahre her und wir werden immer grösser und erfolgreicher. Die Medien und auch die Halloweenliebhaber möchten an unseren Event kommen. In Zukunft wollen wir das jetzige Konzept ändern und mehreren Personen den Zugang zu unserem Event ermöglichen. In absehbarer Zeit werden wir auf unseren Social-Media-Kanälen informieren (www.seasonofthewitch.ch / www.hanselmannswiesn.ch) und Facebook. Bei meinen Events geht es nicht um Wirtschaftlichkeit, sondern darum, etwas zu tun, was einem Freude macht. Die positiven Rückmeldungen, die fröhlichen Menschen und der Spass, den die Menschen
an unseren Events haben, ist unser Lohn. Wir investieren mehrere Hunderttausende von Franken und lassen aus aller Welt die aufwendigen Dekorationen anfertigen und importieren diese nach Zürich. Der logistische Aufwand geht über Monate und bringt uns oft an die Grenzen. Der Aufbau muss dann innert zwei Tagen fertig sein, da liegen auch schon mal die Nerven blank. Seit ein paar Jahren unterstützen mich einige meiner besten Freunde bei den Events. Ich bin ihnen enorm dankbar, dass sie diesen Weg mit mir gehen. Michael Graber (enger Freund, Nachbar und Mann von Sven Epiney) hat das gleiche Denken wie ich: fantasievoll und in vielen Bildern. Ebenso zum Eventteam gehören meine gute Freundin Marnie Baldessari, Sandra Mührlebach und Jürg Isler.

Ebenso bekannt ist «Hanselmanns Wiesen» auf dem Buschänzli. Das erste Mal fand es im 2014 statt. Ein riesen Erfolg von Anfang an. Einige Promis fragten uns an, weil sie dabei sein wollten. Dieses Jahr folgten der Einladung: Viola Tami, Melanie Müller, Remo Käser, Mickie Krause, Sven Epiney, DJ Remady, Vera Dillier, Janosch Nietlispach mit Kristina, Patricia Boser, Alf Heller, Deniese Biellmann, Axel Schulz, Anita Buri, Goss Ipa, Livia Zimmermann (lacht), ein grosser Teil der Gastro-Szene und viele mehr. Die Besucher hatten viel Spass und genossen das spezielle Ambiente an diesem einen Tag.
Ein weiterer Event ist die 90er-Party im Kaufleuten Zürich. Im Sommer kommen weitere Events. Mehr verrate ich noch nicht, dies kann man auf den Social-Media-Kanälen lesen. Wir freuen uns schon darauf.

Dein lustigstes Erlebnis?
Bei einer Halloween-Party in unserer Villa in Zollikon waren so viele Leute gekommen, dass wir Sicherheitsleute anstellen mussten. Dabei musste der Verkehr geregelt werden und es wurden Eintrittskontrollen durchgeführt. Vujo Gavric wollte auch kommen. Er verkleidete sich als Harlekin, aber er wurde nicht erkannt (lacht) und wurde von den Sicherheitsleuten nicht reingelassen. Dies war eine lustige Situation.

Wie gehst Du mit Vorurteilen um?
Ich blende es aus. Ich habe gelernt, dass ich das nicht mehr an mich ranlasse. Solange ich korrekt bin zu den anderen, solange mache ich mir keine Gedanken mehr. Es gibt immer Neider, aber ich kann euch sagen: «Es ist nicht alles Gold, was glänzt.» Auch ich habe Sorgen und Ängste, vielleicht einfach andere, aber sie sind da.

Ich kenne Dich als einfühlsamen, sensiblen Mann. Wie wichtig sind Dir Freunde?
Ja, das ist so. Ich bin ein einfühlsamer und sensibler Mensch und meine Freunde sind mir extrem wichtig. Zu den engen Freunden zähle ich gerade mal eine Handvoll. Bei den aussenstehenden Menschen habe ich einen Selbstschutz, da einige ganz komische Erwartungen oder Bitten an mich stellen.

Was ist für Dich ein echter Freund?
Ein Freund versteht mich und unterstützt mich in Situationen, die nicht selbstverständlich sind. Er ist da, wenn man ihn braucht, ohne nachzufragen. Er vertritt seine eigene Meinung und macht diese auch kund. Er kann auch Nein sagen und es mir erklären. Ich zum Beispiel gebe jedem Freund, der meine Unterstützung braucht, ein Zuhause bei mir. Ihnen gebe ich gerne einen Platz in meiner Familie. Sie können bei mir wohnen, geniessen, Raum und Zeit bekommen, um sich wieder zu finden – ohne Ansprüche oder Forderungen an sie. Ich bin gerne für Freunde da.

Wer sind Deine wichtigsten Personen in Deinem Leben?
Es sind tatsächlich nur wenige Leute, die mir wirklich viel bedeuten. Personen, die ich seit Jahren bis Jahrzenten an meiner Seite habe. Ein enger Freund hat mich zum Götti erkoren. Dies machte mich sehr stolz. Ich bin ein leidenschaftlicher Götti.

Viele würden gerne mit Dir befreundet sein, weil Du einen grossen Bekanntheitsgrad hast, und möchten davon profitieren. Wie gehst Du damit um? Erkennst Du, wer es gut meint und wer nur auf den «Glamour» aus ist?
Ich werde unruhig, wenn viele auf einmal den Kontakt suchen. Es ist trotzdem faszinierend, dass so viele mit mir befreundet sein wollen. Wenn die meinen Lebensstyle kennen würden, dann wäre es langweilig. Ich bin ein Migros-Kind, gehe auch in den H&M einkaufen und sitze im Trainer auf der Couch. Für den roten Teppich und spezielle Anlässe habe ich dann schönere und edlere Kleider.

Wo holst Du Deine Ideen?
Das mache ich meist in der Winterzeit. Ich bin von Dezember bis März meistens in Davos. Da fühle ich mich ebenso zu Hause, ich kann mich entspannen und der Rummel ist nicht so gross. Das geniesse ich und es tut mir gut.

Interviewerin: Livia Zimmermann