Die Welt der Beschleunigungshilfen scheint keine Grenzen zu kennen. Wofür der Holzofen früher Stunden brauchte, erledigt ein moderner Herd in Sekunden. Das Festnetz-Telefon – ein Relikt aus alten Zeiten. Erst mit dem Handy ist man wirklich flexibel und überall erreichbar. Und natürlich wollen wir nächstens von jedem Ort aus sofort ins Internet. Die Folgen: Wie wohl viele unter uns fühle auch ich mich manchmal gehetzt und bin gereizt. Nicht gerade zur Freude meiner Familie. Das scheint offenbar eine Krankheit unserer Zeit zu sein. Oft hetzen wir uns selber. Gewiss, jeder hat sehr viel zu tun, der Druck am Arbeitsplatz ist enorm und wir wollen ja auch etwas von unserer freien Zeit haben. Aber trotzdem haben wir selber unser Leben beschleunigt.

Es gibt aber Hoffnung: Genauso, wie man sich hetzen lassen kann, kann man sich selber auch entschleunigen. Versuchen Sie einmal zu essen, ohne gleichzeitig aufs Handy oder in die Zeitung zu schauen. Das tut der Verdauung und der Seele gut. Um wieder mit sich selbst in Kontakt zu treten und sich zu erholen, braucht jeder Mensch Auszeiten. Die können durchaus kurz sein (z. B. ein heisses Bad, Infrarotkabine) oder auch länger (Urlaub). Aber brauchen tut sie jeder, damit die Batterien wieder aufgeladen werden.

Fantastisch auch, was Ruhe alles bewirken kann: Man wird geruhsamer, geduldiger, fühlt sich aufgehoben und kommt sich selber ganz nahe. Ich versuche, mir jeden Tag in einem kleinen Ritual 15 Minuten Zeit für mich zu nehmen. Sudokus und Kreuzworträtsel tragen dazu bei, dass ich schnell meine innere Ruhe finde.
Auch Bewegung tut unserem Körper gut. Nehmen Sie die Treppe statt den Lift oder gehen Sie zu Fuss zum Lunch, statt das Tram oder den Bus zu nehmen. Sie werden von Ihren Mitmenschen viel aufgeweckter, fitter und fröhlicher im Büro wahrgenommen.

Nichts tun, ist auch gut. Leider fällt es einem oft sehr schwer. Auch mir. Einfach gar nichts tun, ist nicht einfach, aber es hilft enorm. Nicht lesen, nicht surfen und keine WhatsApps kommentieren. Trinken Sie einfach mal eine Tasse Tee oder Kaffee und schauen Sie aus dem Fenster oder ins Cheminée, wie das Holz verbrennt.

Leben Sie im Moment – nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Wer im Moment lebt, ist verankert und aufmerksam. Natürlich dürfen Sie die Lehren aus der Vergangenheit ziehen. Das sollte es aber dann auch schon gewesen sein.

Ich wünsche Ihnen tolle Festtage und einen gelungenen Rutsch ins neue Jahr 2016!

René J. Laemmel, Verleger