Die Evolutionstheorie von Charles Darwin bietet viel Anschauungsmaterial für das Geschehen in der Wirtschaft und an der Börse. Nehmen wir das Beispiel des weissen Schmetterlings – des Birkenspanners.

«Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel», sagte Charles Darwin einmal und goss damit seine Evolutionstheorie in einen wunderbaren Aphorismus. Ohne Zweifel gehört Darwin zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der Menschheit. Seine Evolutionstheorie spiegelt nicht nur das natürliche Leben und seine Entwicklung, sie lässt sich ohne Weiteres auch auf die Entwicklung der Wirtschaft und der Märkte anwenden. Um dies zu veranschaulichen, erzählen wir hier einen Teil der jüngeren Evolution des Birkenspanners. Dieser weisse Schmetterling ist im Zeitenlauf in den Birkenwäldern Mitteldeutschlands heimisch geworden. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging seine Population massiv zurück, sodass er nahezu ausstarb. Was war geschehen? Durch die Industrialisierung und die damit verbundene Umweltverschmutzung hatte sich die Birkenrinde von einem strahlenden Weiss in ein Grau gewandelt.

Die optische Schutzfunktion des Birkenspanners (genannt Mimikry) versagte mit einem Mal. Auf der gräulichen Rinde war er für seine Feinde nun sichtbar – und wurde gefressen. Nun setzte der Selektionsprozess ein. Eine Genmutation machte aus dem weissen Schmetterling einen gräulichen – und die optische Schutzfunktion war für den Birkenspanner wieder intakt. Die Population hat sich wieder normalisiert. Wäre dies nicht passiert, hätte die natürliche Selektion diese Art vernichtet.

Auch die Weltwirtschaft ist ein gnadenloser Selektionsprozess. Unternehmen werden gegründet, sie wachsen, sind erfolgreich. Sie verdrängen andere Unternehmen, treiben diese gar in den Bankrott.
Wie das geschieht? Durch Wandel, Anpassung und Veränderungen – Mutationen, wenn wir so wollen. Unternehmen können Wandel herbeiführen, Anpassung erzwingen, den Selektionsprozess anführen – oder ihm zum Opfer fallen. Die Swissair beispielsweise war zum Wandel nicht fähig und ging unter. Die UBS hatte in der Finanzkrise mehr Glück und wurde vom Steuerzahler gerettet. Daraufhin mutierte sie und sicherte so ihr Überleben. Nun tätigte Charles Darwin auch folgenden Ausspruch: «Ohne Spekulation gibt es keine neue Beobachtung.»
Leser unserer Kolumne wissen, dass wir bei AGFIF International die Anleger zwar nicht zum Spekulieren aufmuntern, aber auch wir sind keine Hellseher – den todsicheren Aktientipp gibt es nicht. Doch können wir als Investoren beobachten und analysieren, welche Unternehmen das Wirtschaftsgeschehen gestalten, sich ihm anpassen, Mutationen vornehmen. Ein hervorragender Indikator hierfür ist die Dividendenpolitik. Ein Unternehmen, das über Jahre hinweg Gewinne an die Aktionäre ausschüttet, macht ganz offensichtlich vieles richtig. Bei AGFIF International favorisieren wir Schweizer Mittelstandsfirmen, die sich durch hohe und vor allem kontinuierliche Dividendenzahlungen auszeichnen wie Kardex, VAT, Valora, Gavazzi, APG, LEM und Schweiter. Diese lösen auch Mutationen aus: in den Depots unserer Kunden, die sich genau so prächtig entwickeln wie die Unternehmen selber.

Mojmir Hlinka