KENNEN SIE DIE SCHWEIZER TAFEL?

von Beatriz Schreib-de Alzaga Achter (*)

Wussten Sie, dass in der Schweiz fast acht Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben und dass jährlich etwa zwei Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall landen?

Es tönt unglaublich. Rund ein Drittel der genusstauglichen Lebensmittel gehen vom Feld bis zum Teller verloren. Diese riesige Menge an weggeworfenen Lebensmitteln reicht aus, um 140 000 Lastwagen zu beladen und mit ihnen eine Kolonne von Zürich bis Madrid aufzustellen.

WO ENTSTEHT DIESER «FOOD WASTE»?

20 Prozent (ca. 400 000 Tonnen) gehen in der landwirtschaftlichen Produktion verloren, beispielsweise unförmige und nicht normgerechte Produkte werden aussortiert. Ein Verlust von 30 Prozent (ca. 600 000 Tonnen) entsteht bei der Verarbeitung beziehungsweise dem Handel (Beschädigung beim Transport oder falsche Lagerung usw.). 50 Prozent der Lebensmittelverluste (ca. 1 000 000 Tonnen) entstehen in den Privathaushalten und bei den Grossverbrauchern (Hotellerie/Gastronomie). Grund: geänderte Kochpläne, zu viel eingekauft, falsch gelagert oder mehr gekocht als benötigt. (Quelle: foodwaste.ch)

ÜBERFLUSS DER LEBENSMITTEL IN DER SCHWEIZ

Laut einer Statistik vom Bundesamt für Landwirtschaft wirft jeder Einwohner in der Schweiz pro Jahr 94 Kilogramm Nahrung weg. In Indien sind es zum Beispiel 11 Kilogramm. Hier in der Schweiz geht es den meisten Bewohnern so gut, dass sie sich ohne Bedenken einen so gigantischen Lebensmittelverlust leisten können. Vor 100 Jahren machten die Nahrungsmittel noch die Hälfte der Ausgaben aus. Heute geben die Schweizer nur noch unter 10 Prozent ihres Haushaltsbudgets für die Verpflegung aus.

DER GEGENPOL ZUM ÜBERFLUSS AN LEBENSMITTELN

Das Bundesamt für Statistik (BSF, April 2016) veröffentlichte, dass 6,6 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz (rund 530 000 Personen) von starken materiellen, kulturellen und sozialen Entbehrungen betroffen sind, sie gelten als arm. Etwa 13,5 Prozent, d. h. 1,085 Millionen Personen sind von Armut betroffen oder bedroht. Das ist jede siebte Person in der Schweiz. Dabei darf man die «Working Poor» in der Schweiz nicht vergessen. Sie zählen mehr als 120 000 Menschen, die es trotz des durch ihre Arbeit erzielten Einkommens nicht über die Armutsgrenze hinaus schaffen.

HILFE DURCH DIE SCHWEIZER TAFEL

Hier baut die Schweizer Tafel eine Brücke zwischen dem Überfluss an Lebensmitteln auf der einen und dem Mangel an finanziellen Mitteln auf der anderen Seite. Die Schweizer Tafel hilft durch ihre Arbeit direkt und praktisch den benachteiligten und bedürftigen Menschen in der Schweiz. Und wie macht sie das?

ESSEN – VERTEILEN STATT WEGWERFEN

So lautet das Motto der Schweizer Tafel. Überschüssige, aber einwandfreie Lebensmittel werden morgens bei den Grossverteilern, Produzenten und Detaillisten von zwei Fahrern pro Wagen (Zivildienstleistende oder Langzeitarbeitslose) der Schweizer Tafel eingesammelt und noch am gleichen Tag gratis an soziale Institutionen (Gassenküchen, Obdachlosenheime, Notunterkünfte usw.) verteilt, die sich um armutsbetroffene Menschen kümmern. Das klingt sehr einfach und immens nützlich, bedarf aber einer grossen, durchdachten Logistik und einer weit reichenden finanziellen Unterstützung.

DIE SCHWEIZER TAFEL

Die Schweizer Tafel ist in 11 Regionen der Schweiz mit 38 Kühlfahrzeugen unterwegs, um täglich mehr als 17 Tonnen Lebensmittel an rund 500 soziale Institutionen auszuteilen. Für diese enorme Leistung bedarf es einer sehr guten Logistik und die Fahrzeuge müssen täglich getankt, zwischendurch gewartet und irgendwann ersetzt werden. Dank Spenden, Stiftungen und Partnern können die Wagen bisher noch täglich im Einsatz stehen. Der Verein Schweizer Tafel Fundraising sammelt durch seine Mitglieder und Grossprojekte wie dem Suppentag Geld für die Schweizer Tafel und finanziert damit über ein Sechstel des Gesamtbedarfs der Organisation.

MÖCHTEN AUCH SIE DIE SCHWEIZER TAFEL UNTERSTÜTZEN?

Wenn Sie als Privatperson oder als Firma die Institution unterstützen möchten, können Sie dies selbstverständlich jederzeit gerne tun. Jeden Spendenfranken kann die Schweizer Tafel in 2,2 Kilogramm Lebensmittel an Bedürftige umsetzen. Die Spenden und Beiträge sind selbstverständlich steuerlich absetzbar und der Spender erhält einen Beleg.

DIE SCHWEIZER TAFEL AUF EINEN BLICK:

11 Regionen sammeln mit 38 Kühlfahrzeugen 4321 Tonnen Lebensmittel im Wert von 28,2 Mio. Franken bei nahezu 600 Spendern und verteilen sie an rund 500 soziale Institutionen. Das sind 17,1 Tonnen pro Tag! Ein Spendenfranken = 2,2 Kilogramm Lebensmittel an Bedürftige.

Weitere Informationen über:
www.schweizertafel.ch

(*) Beatriz Schreib-de Alzaga Achter ist Präsidentin Schweizer Tafel Fundraising Zürich, Verein Schweizer Tafel Fundraising