Limmatfeld – Dietikons neuer Stadtteil

 

Nicht zuletzt dank den städtebaulichen Grossprojekten befindet sich Dietikon in einem spannenden und rasanten Urbanisierungsprozess. Michael Seiler leitet als Nachfolger von Jasmina Ritz seit dem 1. November 2013 die Standortförderung der Bezirkshauptstadt.

Für «trends&style» hat er sich für ein Interview zur Verfügung gestellt.

 

René Laemmel:

Herr Seiler, wie haben Sie sich in den ersten Monaten in Ihrem neuen Arbeitsumfeld eingelebt?

 

Michael Seiler:

Ich habe mich gut eingelebt, danke. Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung und Vertreter von Dietiker Unternehmen und Institutionen haben es mir aber auch leicht gemacht und mich freundlich begrüsst.

 

Der neue Stadtteil Limmatfeld gedeiht prächtig. Die Blöcke schiessen in die Höhe und die Einwohnerzahl von Dietikon nimmt ständig zu. Wie beurteilen Sie diese Art (Stadt-in-Stadt) des Wachstums?

Die Gesellschaft verändert sich und die Infrastruktur mit ihr. Heute leben in rund zwei Dritteln aller Haushalte in der Schweiz nur eine oder zwei Personen. Und eine Umkehr des Trends zur Individualisierung ist nicht absehbar. Das bedeutet: mehr Wohneinheiten auf möglichst wenig Platz. Und diese Verdichtung findet hauptsächlich in den Städten statt, die verkehrstechnisch gut erschlossen sind und über ein umfassendes Versorgungs- und Dienstleistungsangebot verfügen. Dietikon ist für die Entwicklung also prädestiniert.

 

Wie beurteilen Sie die geplante S-Bahnstation Silbern? Macht das Sinn?

«Silbern» ist ein Arbeitsplatzgebiet mit heute rund 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Ein Gestaltungsplan bietet nun Potenzial für fast doppelt so viele Arbeitsplätze. Auch wenn dieses mögliche Wachstum sich erst über Jahre und Jahrzehnte entwickeln wird, werden immer mehr Pendler in das Gebiet zur Arbeit fahren. Damit dieser Pendlerstrom aufgefangen werden kann, ist eine möglichst gute Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr notwendig und sinnvoll.

 

Hat die Stadt Einfluss auf die Struktur (Branchen) des sich neu ansiedelnden Gewerbes im Limmatfeld?

Nicht direkt. Indirekt hat die Stadt aber schon vor Jahren in der Planung für das Limmatfeld die Weichen dafür gestellt. Denn das Gewerbe wählt einen Standort, an dem sich Geld verdienen lässt. Und das hängt vom Einzugsgebiet, der Erreichbarkeit, dem Marktpotenzial, der Konkurrenz und dem Image des Standortes ab.

 

Welches Projekt innerhalb der Standortförderung beschäftigt Sie momentan am meisten?

Die Entwicklung des Zentrums von Dietikon. Wir wollen das Zentrum gestalterisch aufwerten, über die Zeit den Angebots-Mix den heutigen Bedürfnissen anpassen und die Immobilienbesitzer zum Dialog über das Potenzial des Zentrums und ihren Einfluss darauf einladen.

 

Während den Hauptverkehrszeiten stockt es in Dietikon oft an den neuralgischen Punkten. Kann die vorhandene Infrastruktur des Limmatfelds und des Arbeitsplatzgebietes Dietikon noch mehr Personen- und Güterverkehr verkraften oder muss das Verkehrskonzept überdacht werden?

Das Verkehrskonzept wird nicht nur überdacht, sondern aktuell neu erarbeitet. Darin werden auch die sogenannten Langsamverkehrswege für Fussgänger und Fahrradfahrer berücksichtig, die eine Alternative zum motorisierten Verkehr sein können. Allerdings muss man wissen, dass die Verkehrsbelastung oft ausserhalb Dietikons ihren Ursprung hat. Darum engagiert sich Dietikon im Komitee «Vorwärts Limmattal», welches die Umsetzung wichtiger regionaler Verkehrsprojekte fordert, die zur Entlastung Dietikons führen. Zudem wird die Limmattalbahn die Region in Zukunft noch besser vernetzen.

 

Verkehrstechnisch gesehen liegen die neuen Stadtteile direkt im Einzugsgebiet der Arbeitsplatzgebiete Dietikons. Wann kommt es zum Verkehrskollaps?

Es ist wichtig, dass die Forderungen des Komitees «Vorwärts Limmattal» schnell umgesetzt werden: die S-Bahnstation Silbern, ein zweiter Autobahn-Halbanschluss Spreitenbach sowie Entlastungsmassnahmen entlang der Mutschellen- und Silbernstrasse. Wer diese Vorhaben gerne persönlich unterstützen will, kann dem Komitee «Vorwärts Limmattal» beitreten und den Ansprüchen mehr Gewicht verschaffen: www.vorwaerts-limmattal.ch

 

Dietikon wandelt sich von der ehemaligen «Schlafstadt» zu einem attraktiven Wohnort. Wie propagieren Sie gegen aussen diesen Wandel?

Dieser Wandel wird von aussen durch viele einzelne Aktivitäten wahrgenommen. Wir halten Referate, geben Interviews, organisieren Events und nutzen Multiplikatoren aus der Privatwirtschaft, die in unserem Sinne kommunizieren. Nun wollen wir diese einzelnen Aktivitäten noch besser aufeinander abstimmen, damit ein neues Bild von Dietikon entsteht.

 

Die Frage nach Kindergärten und Schulen im neuen Limmatfeld beschäftigt immer noch viele Leute. Wie reagieren Sie auf solche Anfragen?

Der neue Kindergarten im Limmatfeld wird nun gebaut und im Spätsommer vor allem neu zugezogenen Kindern zweckmässige Innen- und Aussenräume bieten. Für ein Schulhaus im Limmatfeld werden zurzeit verschiedene Optionen geprüft. Es besteht nach wie vor die Absicht, in diesem Gebiet über Schulräume zu verfügen. Allerdings ist es möglich, dass für eine Übergangszeit ein Provisorium benötigt wird.

 

Noch eine Frage zu einem anderen Grossprojekt. Ist die Standortförderung in Bezug auf das Niderfeld (ist auch von kantonaler Bedeutung) aktiv geworden?

In den vorher erwähnten Kommunikationsaktivitäten wird die aktuelle Entwicklung des Niderfelds natürlich immer wieder aufgezeigt. Weitere Massnahmen folgen zu gegebener Zeit.

 

Sind Sie selbst Dietikon-affin? Kennen Sie die Ortsvereine oder besuchen Sie ab und zu einen Sportanlass (z. B. ein Fussballspiel des FC Dietikon)?

Ich bin in Baden zur Schule gegangen und lebe heute in Zürich West. Eine gewisse Affinität, zumindest zum Limmattal, war schon vorhanden. Obwohl meine erste Priorität ist, mich in Wirtschaftsverbänden und bei Unternehmen vorzustellen, habe ich schon einige kulturelle Anlässe erlebt. Der Weihnachtsmarkt und der Chlaus-Einzug waren beeindruckend. Das Neujahrskonzert habe ich besucht und ebenso den Bruno-Weber-Skulpturenpark. Ich war zwar kurz am Bolliger-Cup des FC Dietikon, ein Spiel der ersten Mannschaft habe ich aber noch keines live miterlebt. Wenn sie aber weiter so erfolgreich an der Spitze mitspielt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich mich auf der «Dornau» vom Aufstiegs-Fieber anstecken lasse.

 

«Trends&style» wünscht Ihnen für die Zukunft alles Gute.

Vielen Dank für das Interview!