30 Jahre lang war die Space-Shuttle-Flotte der ganze Stolz der USA. 2012 rollte die letzte Raumfähre ins Museum. Seitdem sind die USA für die Transporte zur ISS auf andere Länder angewiesen – etwa auf Weltall-Konkurrent Russland. Alle Starts erfolgten jeweils vom Kennedy Space Center in Florida.

Es begann im Jahr 1976. Die «Enterprise» hob ein erstes Mal ab. Es war aber nur ein Test. Der Typ «OV-101» war das erste Space Shuttle, das die NASA in den Vereinigten Staaten entwickelt hatte. Eigentlich hätte es «Constitution» heissen sollen. Doch die Star-Trek-Fans liessen nicht locker und setzten sich bei der Namensgebung des Prototypen durch. Ende der 1960er-Jahre ging es vor allem um Kostenreduzierung, als der damalige US-Präsident Richard Nixon ein Programm zur Entwicklung eines wiederverwendbaren Raumgleiters auflegte. Denn bislang hatte es ausschliesslich Raketenstufen gegeben, die nur ein einziges Mal verwendet werden konnten.

Ursprünglich hatten die Firmen North American Rockwell und McDonnell Douglas an einem zweistufigen, in beiden Stufen bemannten und wiederverwertbarem System gearbeitet. Diese Stufen sollten sich nach dem gemeinsamen Start von der Rampe nach etwa 40 Kilometern Flug trennen, die eine wie ein Flugzeug landen und die andere in den Orbit eindringen. Auch der Orbiter, so der Plan, sollte nach seinem Flug wieder auf die Erde schweben. Das Konzept hätte funktionieren können, doch erwiesen sich die Entwicklungskosten von bis zu zwölf Milliarden Dollar als so gigantisch, dass die NASA auf ein nur teilweise wiederverwertbares System umschwenkte. Die Entwicklung des eigentlichen Space Shuttles kostete etwa die Hälfte.

Bei dem bislang einzigen wiederverwendbaren Transporter für Flüge ins All denkt jeder sofort an die markanten dreieckigen Deltaflügel am Heck. Sie und auch die grosse Ladebucht hat das Space Shuttle der Kostenbeteiligung durch Air Force und CIA zu verdanken. Denn die bestanden auf eine möglichst hohe Nutzlast, um grosse Spionagesatelliten ins Alle zu transportieren.

Das Space Shuttle ist ein System aus Raumfähre, externem Tank und Feststoffraketen. Während der externe Zusatztank in der Erdatmosphäre verglüht, fallen die Feststoffraketen an Fallschirmen ins Wasser und werden von Spezialschiffen geborgen. Nur der Orbiter kehrt als Gleiter zur Erde zurück.

Am 12. April 1981, kurz nach sieben Uhr morgens, starten die Astronauten John Young und Robert Crippen zur ersten Shuttle-Mission STS-1. Zwei Tage später landete sie auf der Edwards Air Force Base. Die «Columbia» brachte es auf insgesamt 28 Einsätze. Ausgerechnet beim letzten ereignete sich eine der beiden schweren Katastrophen der Space-Shuttle-Geschichte. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre am 1. Februar 2003 brach der Orbiter auseinander und verglühte teilweise. Alle sieben Astronauten an Bord starben.

Bereits 1986 wurde die Raumfahrt durch ein Unglück mit einem Space Shuttle überschattet. Am 28. Januar explodierte die «Challenger» aufgrund defekter Dichtungsringe kurz nach dem Start. Insgesamt wurden fünf raumflugfähige Shuttles gebaut, die «Discovery» hatte ihren ersten Flug 1984, die «Atlantis» ein Jahr später und die «Endeavour» startete erstmals 1992 ins All.

Eine ganze Generation von US-Amerikanern wuchs mit der Flotte auf, die über 870 Millionen Kilometer zurücklegte und dabei mehr als 21 000-mal die Erde umrundete und 852 Crewmitglieder transportierte. Die Shuttles wurden zu nationalen Ikonen. Aber die horrenden Kosten – ein einfacher Transport zur Internationalen Raumstation ISS kostete zuletzt rund 700 Millionen Euro – und die tragischen Unglücke der «Challenger» und der «Columbia» setzten dem Programm schliesslich ein Ende. Insgesamt waren dabei 14 Astronauten ums Leben gekommen. Im Juli 2012 kehrte die «Atlantis» zum letzten Mal aus dem All zurück.