Sie wissen wahrscheinlich schon einiges über den Pinot-Noir-Wein: Er ist fruchtig und kommt ursprünglich aus Frankreich, ist eher leicht und meist köstlich, und er ist gerade in Mode und daher häufig teurer. Aber sind Sie auch bereit, Ihr Wissen auf das nächste Level zu erheben? Pinot Noir ist nicht nur ein Wein, der bei seinen Anhängern Leidenschaft erweckt, sondern auch eine Traube mit einer ganz besonderen Geschichte und mit Stil. Wenn Sie das nächste Mal eine Flasche Pinot Noir entkorken, sollten Sie Folgendes wissen:

PINOT NOIR – SCHWARZKIEFERNZAPFEN

Die früheren Weinbauern (Vignerons) waren hinsichtlich ihrer Tätigkeit eher pragmatisch und haben daher ihren Rebsorten klare und unkomplizierte Namen gegeben. Der Begriff «Pinot» in Pinot Noir bezieht sich einfach auf die für diese Rebsorte charakteristische Kiefernzapfenform der Trauben. «Noir» ist das französische Wort für Schwarz. Vereinfacht ist Pinot Noir die französische Übersetzung für schwarzkiefernzapfenförmige Rebsorte.

RÖMER UND MÖNCHE WAREN DIE ERSTEN PINOT-FANS

Pinot Noir gilt als eine der ältesten Weintraubensorten, die bis heute überlebt hat. Und tatsächlich ist sie wahrscheinlich nur wenige Generationen von den uralten Wildtrauben entfernt. Pinot Noir wurde in Frankreich bereits in der Römerzeit urkundlich erwähnt. Bereits im ersten Jahrhundert vor Christus haben die Römer beinahe den ganzen europäischen Kontinent erobert und ihre Vorliebe für Wein weiter verbreitet, darunter auch Weine der Rebsorte Pinot Noir. Als auch die europäischen Herrscher im Mittelalter katholisch wurden, unterstand die Weinherstellung grösstenteils der Kontrolle der Kirche. Im Burgund zählten Zisterziensermönche, die Wein für ihre Sakramente herstellten, jahrhundertelang zu den wichtigsten Weinbauern. In dem stetigen Bemühen, die qualitativ hochwertigsten Weine herzustellen, die des Gotteslobes würdig sind, haben diese Mönche die Weinberge genau unterteilt und klassifiziert. Pinot Noir war dabei die feinste Sorte und galt als der anderen örtlich beliebten Rebe Gamay weit überlegen. Nach der Französischen Revolution 1789 wurden Weinberge von der Kirche konfisziert und an Einheimische verteilt; dies erklärt zum Teil, warum die Weinberge im Burgund heutzutage so geteilt sind.

PINOT NOIR – TERROIR ODER LAGE

Vermutlich liegt es daran, weil die Pinot-Noir-Traube eine sehr alte, relativ urtümliche Rebsorte ist, dass der Ausdruck der Trauben und Weine stark variiert, sobald die Anbaubedingungen auch nur minimal abgewandelt werden. Schon geringe Unterschiede im Boden, der Sonneneinwirkung oder des Mikroklimas (beispielsweise unterschiedliche Luftströme im Weinberg) bringen sehr unterschiedliche Weine hervor. Mit anderen Traubensorten wie dem Cabernet Sauvignon lässt sich eine solche Vielfalt nicht erreichen. Da die Mönche im Mittelalter von der Qualität ihrer Weine geradezu besessen waren und da sie eine derart empfindliche Rebsorte züchteten, bildeten sie die Bodenunterschiede vieler ihrer Weinberge als Karte ab. Dabei haben die Mönche genau jene Landstücke ermittelt und klassifiziert, die am geeignetsten für die Zucht der besten Pinot-Noir-Trauben waren – damit waren Premier Cru und Grand Cru geboren. Man kann sagen, diese Mönche waren die ersten Weinbauern der Welt, die mit einer derartigen Präzision die Konzepte Terroir- und Lageweine vorangetrieben haben.

IM ANBAU SCHWIERIGE REBSORTE

Da die Trauben sehr dicht sind (kiefernzapfenförmig) kann es bei den warmen und feuchten Zwischenräumen leicht zu Pilzbefall und Fäulnis kommen. Aufgrund dessen ist diese Rebsorte sehr anfällig für Krankheiten. Die dünne Haut dieser Trauben bietet nicht ausreichend Schutz vor Schädlingen und ist auch dafür verantwortlich, dass die Trauben empfindlicher auf Hitze und Austrocknung reagieren und nach Regen häufig platzen. Die Pinot-Noir-Beeren (wie auch die daraus hergestellten Weine) haben im Allgemeinen wenig Tannine, ein natürlicher Schutz gegen Schädlinge und UV-Strahlung. Diese Eigenschaften machen Pinot Noir zu einer schwierig anzubauenden Rebsorte. Anders als andere Sorten gelingen sie besonders in gut drainierten Böden und mit geringen Erträgen. Diese Rebsorte braucht trockene, aber nicht zu trockene Verhältnisse und liebt vor allem ein kühles Klima.

COOL, IM WAHRSTEN SINNE DES WORTES

Vielleicht ist Weinliebhabern schon aufgefallen, dass warme Länder wie Argentinien, Spanien, und Südafrika nicht unbedingt für ihre Pinot-Noir-Weine berühmt sind. Und das aus gutem Grund: Pinot Noir mag ein kühles Klima. Ihre feinen Aromen würden innerhalb der dünnen Haut der Traubenbeeren von zu viel Wärme und Sonne «gekocht» werden. Burgund und Champagne, in denen Pinot Noir sehr gut gedeiht, sind zugleich die bei Weitem kältesten Weingebiete Frankreichs. Andere historische Regionen in Europa, in denen Pinot Noir angebaut wird, haben ebenfalls ein kühles Klima: Da wären Deutschland (hier nennt man die Sorte Spätburgunder), die Schweiz oder der alpenländische Norden Italiens (Pinot Nero). In wärmeren Ländern der Neuen Welt mussten Winzer Regionen finden, die durch Kaltluft und Meeresströme gekühlt werden. Zu den bekanntesten Beispielen zählen Carneros und das Russion River Valley https://www.vivino.com/wine-regions/russian-river-valleyin Kalifornien, das Yarra Valley in Australien, Casablanca Valley of Chile oder Walker Bay in Südafrika. In Neuseeland mit seinem kühlen Klima wächst die Pinot-Noir-Traube in praktisch allen Weinregionen.

WO WÄCHST PINOT NOIR?

Die zehn grössten Weinanbauländer und deren Anbaufläche (2010 Anderson, K. und N. Aryal):
• Frankreich: 29 738 Hektar (73.451 Morgen)
• USA: 16 776 Hektar (41.437 Morgen)
• Deutschland: 11 300 Hektar (27.911 Morgen)
• Moldawien: 6 521 Hektar (16.106 Morgen)
• Italien: 5 046 Hektar (12.462 Morgen)
• Neuseeland: 4 776 Hektar (11.796 Morgen)
• Australien: 4 690 Hektar (11.584 Morgen)
• Schweiz: 4 402 Hektar (10.873 Morgen)
• Chile: 2 884 Hektar (7.123 Morgen)
• Argentinien: 1 802 Hektar (4.449 Morgen)

EINE GANZE MUTANTENFAMILIE

Pinot Noir ist weit mehr als eine Rebsorte, es ist eher eine Rebenfamilie, die alle zu häufigen Mutationen neigen, die ihre Eigenschaften wie Farbe, Tanningehalt und Geschmack verändern. Jede aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften selektierte genetische Identität bezeichnet man als Klon. In Frankreich sind mehr als 50 Klone des Pinot Noir alleine öffentlich anerkannt, verglichen mit 25 Klonen des Cabernet Sauvignon, und das obwohl Letztere in viel grösseren Mengen im ganzen Land angebaut werden. Bekannte Klone des Pinot Noir aus dem Burgund (z. B. Dijon oder Pommard) sind beispielsweise 115, 667 und 777. Da Pinot-Trauben mutieren, haben sie eine ganze Reihe anderer Trauben mit verschiedenen Farben und Geschmäckern hervorgebracht, darunter den Pinot Gris (grauhäutig, also leicht pink), den Pinot Blanc (weiss) oder den Pinot Meunier.

DER «SIDEWAYS»-EFFEKT

Viele führen die steigende Beliebtheit von Pinot Noir in den USA und dem Rest der Welt auf den 2004 produzierten amerikanischen Spielfilm «Sideways» zurück, in dem Hauptdarsteller Paul Giamatti einen Pinot-Noir-Liebhaber und Merlot-Hasser mimt. Und tatsächlich sind die Produktion und der Konsum von Pinot Noir seitdem weltweit sprunghaft angestiegen. Darüber hinaus erkennen mehr internationale Weintrinker den Pinot Noir mit seinen Varietäten von regionalem und weingut-empfindlichem Ausdruck an als je zuvor. In den meisten Ländern der Neuen Welt, in Kalifornien, Australien, Chile oder Neuseeland, begann man aber bereits Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte vor Erscheinen des Films damit, mit Pinot Noir zu experimentieren und neue Anbaugebiete zu erschliessen.

DER EXKLUSIVSTE PINOT NOIR IST EIN FRANZOSE

Zu den teuersten französischen Pinot-Noir-Weinen aus dem Burgund zählen unter anderen:
• Henri Jayer Richebourg
• Domaine de la Romanée-Conti
• Domaine Leroy Musigny
• Domaine du Comte Liger-Belair La Romanée
• Domaine de la Romanée-Conti La Tache Grand Cru Monopole
• Domaine Faiveley Musigny

EINE AUSWAHL HERVORRAGENDER PINOT-NOIR-WEINE AUS DER GANZEN WELT

Wer Lust bekommen hat, auch andere Pinot-Noir-Weine zu probieren als nur jene, die man aus dem eigenen Land oder Frankreich kennt, hier sind einige Beispiele rund um den Globus zusammengestellt, die besonders gefragt sind:

• Meiomi Pinot Noir, California
• Kosta Browne Sonoma Coast Pinot Noir
• Kistler Vineyards ‚Kistler Vineyard‘ Sonoma Coast Pinot Noir, California
• Ata Rangi Pinot Noir, Martinborough, New Zealand
• Erath Pinot Noir, Oregon
• Bollinger Coteaux Champenois La Cote Aux Enfants, Champagne, France
• Veramonte Ritual Pinot Noir, Casablanca Valley, Chile
• Weingut Daniel & Marta Gantenbein Pinot Noir, Graubunden, Switzerland
• Yabby Lake Vineyard Pinot Noir, Mornington Peninsula, Australia
• Bodega Chacra ‚Barda‘ Pinot Noir, Rio Negro, Argentina
• Cloudy Bay Pinot Noir, Marlborough, New Zealand

Kauf- und Beratungstipp:
Baur au Lac Vins
Adlikerstrasse 272
8105 Regensdorf
Tel. 044 777 05 05
www.bauraulacvins.ch