Viele der erfolgreichsten Investoren scheinen sich Mahatma Gandhi zum Vorbild genommen zu haben: Wie er schwimmen sie gegen den Strom. Das hat mit der aktuellen Lage an der Börse eine ganze Menge zu tun und mit unserer Anlagephilosophie noch viel mehr.

Machen Sie einmal folgendes Experiment: Stellen Sie sich auf den Zürcher Paradeplatz, halten Ihre Hand vor die Augen, um sie vor dem Sonnenlicht zu schützen, und schauen wortlos in den Himmel. Viele werden Sie nicht beachten, einige werden schmunzeln oder einen Spruch fallen lassen. Und nach zwei Minuten bildet sich eine Herde interessierter Menschen, die mit Ihnen gebannt in den Himmel schauen. Das Phänomen ist in der Sozialpsychologie als Herdentrieb bekannt. Es ist die Mutter aller Fehlverhalten beim Investieren.

Die erfolgreichsten Storys der jüngeren Börsengeschichte haben ein paar Fondsmanager geschrieben, die gegen den Immobilienboom in den USA gewettet hatten. Sie schwammen gegen den Strom und folgten nicht der gierig-dummen Herde. Mahatma Gandhi hatte auf sehr ähnliche Weise das britische Empire in die Knie gezwungen, indem er vermeintlich gegen jede politische Logik handelte, dabei aber äusserst rational vorging. Gandhi sagte dazu nur: «Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.»

Als Bewunderer Gandhis werden wir nicht müde zu betonen: An der Börse handelt man aufgrund rational gewonnener momentbezogener Fakten. Emotionen und kurzfristige Trends sind zu ignorieren. An der Börse dominieren Emotionen und kurzfristige Trends vielfach – wie auch seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Mit Blick auf das Herdenverhalten verspricht das Jahr 2017 für Börsianer ein äusserst anspruchsvolles zu werden.

Schauen wir zunächst zurück, wo die Herde in den letzten Jahren überall hingetrampelt ist: Der Kollaps von Lehman Brothers im Jahr 2008 und der Ausbruch der Finanzkrise liess den Zins in der Schweiz deutlich einbrechen. Die Herde erwartete eine rasche Wende – nicht aber wir bei AGFIF International. Wir investierten massiv in günstige Anleihen mit langen Laufzeiten und hohen Coupons. Die Zinswende lässt bis heute auf sich warten und der Erfolg kam unseren Kunden voll zugute. Beim Aufkommen der Ukraine-Krise flüchtete die Herde mit Mann und Maus aus Russland-Investments. Wir kauften erstklassige russische Obligationen mit hoher Rendite zu Spottpreisen. Als die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Mindestkurs aufhob, verkaufte die Herde alles. Wir kauften jene Aktien günstig ein, die vom Schritt der SNB sogar noch profitierten. Und schliesslich Mr. Trump: Wir sehen die Möglichkeit, dass der US-Präsident aufgrund der einzigartigen Konstellation einer republikanischen Mehrheit im Kongress der Wirtschaft dringend notwendige Impulse verleiht und haben entsprechend unter anderen in Valora, Kardex, Inficon, Schweiter und Bossard investiert. Was wir aber nicht tun, ist: aufgrund von Trumps Twitter-Gewitter unsere Investmententscheide umzudrehen oder wegen seiner Dekrete kopfscheu zu werden. Wir warten auf Fakten, nach denen wir handeln können. Zugegeben: Es kann äusserst schwierig sein und sogar schmerzen, gegen die Herde anzukämpfen. Man fühlt sich allein und die Emotionen drohen einen zu ersticken. Auch Gandhi musste seine Gelassenheit jeden Tag üben. Fakt ist: Die Herde trampelt sehr oft in die falsche Richtung und es kann Sie eine Menge Geld kosten, ihr blind zu folgen. Und vergessen Sie nicht: Sie können der Erste sein, der die richtige Entscheidung trifft, der Erste, um den sich eine Herde bildet.

Mojmir Hinka