Zum Jahresanfang werde ich von Journalisten öfters gefragt, ob ich als Zukunftsforscher die «Zukunft von Trump» voraussagen könne. Wird Donald Trump 2020 erneut gewählt? Wird er einen Krieg anzetteln, gar einen Weltkrieg?

Wie geht es weiter mit dem Hass-Populismus, den Trump ja gewissermassen als zorntwitternde Grossmacht verkörpert, als eine Art Flaggschiff der Rechtspopulisten? Es ist leicht, angesichts dieser Frage in die klassischen Prognosefehler zu verfallen, etwa «wishful thinking» – man wünscht sich etwas und macht es zur Voraussage. Oder man lässt seine düsteren Gefühle durch eine innere Apokalypse-Maschine laufen und behauptet das Schlimmste, mit der unbewussten Hoffnung, erleichtert zu sein, wenn es nicht so schlimm kommt. Aber die Frage nach «Zukunft Trump» lässt sich auch als eine Art «case study» für die Möglichkeiten und Grenzen von Zukunftsforschung einsetzen. Was kann ganzheitliche Prognostik – Zukunftsforschung mithilfe von Komplexitätstheorie, Spieltheorie und anderen dynamischen Disziplinen – leisten? Kann sie überhaupt etwas sagen zu solch komplexen und gleichzeitig konkreten Fragestellungen?

Um eine Antwort auf die Frage nach Trumps politischer Zukunft zu wagen, müssten wir viele Faktoren beziehungsweise «Systeme» analysieren respektive prognostizieren.

  • Den Ausgang der amerikanischen Wahldynamik aufgrund des heute vorhandenen Wissens
  • Eine systemische Analyse/Bestandsaufnahme des politischen Phänomens Trump in Bezug auf die amerikanische Gesellschaft
  • Ein Modell der möglichen Erfolge seiner Politik: Kann er seine Versprechungen halten?
  • Ein Prognosemodell seiner Verhaltensweisen: Wird er noch aggressiver, oder versucht er es im Wahlkampf mit einem weiteren Kurs?

Vor zehn Jahren veröffentlichte Nate Silver, ein Statistiker und Wahlforscher, ein viel beachtetes Buch mit dem Titel «The Signal and the Noise – The Art and Science of Prediction». Darin schildert der zeitweise bekannteste Daten-Prognostiker der USA seine Methoden zur Prognose von Sportergebnissen oder Wahlausgängen. Tatsächlich gelangen ihm einige Volltreffer: Er konnte mit seinen Systemen die Leistung und berufliche Entwicklung von Baseballspielern voraussagen und sagte den Ausgang von zwei Präsidentenwahlen voraus bis hin in die einzelnen US-Bundesstaaten.

Das machte ihn berühmt und in der politischen Publizistik sehr begehrt.

Doch 2016 war alles anders. Nate Silver versagte völlig und hielt Hillary Clinton für die wahrscheinliche Wahlsiegerin. Heute arbeitet er dennoch für mehrere Medien als Statistik-Spezialist (z.B. fivethirtyeight. com), ist aber sehr vorsichtig geworden, was Voraussagen betrifft. Politische Wahlen, so die Lehre von 2016, scheinen seit einigen Jahren anders zu funktionieren als früher; die Ergebnisse hängen mehr von brachialen Strategien in den Medien oder gar von ausländischen Eingriffen ab. Die Stochastik des Wahlgeschehens franst an den Rändern aus, chaotisiert sich und hat immer mehr mit Personen und immer weniger mit Parteien zu tun. Besonders stark ist dieser Effekt in Ländern mit Mehrheitswahlrecht.

Es lässt sich also kaum etwas mit reiner Wahlarithmetik ausrichten. Was aber ist mit einer prognostischen Einschätzung der Kohärenz der Trump-Bewegung? Wie tief reichen die sozioökonomischen Wurzeln, die zu Trumps Wahlsieg führten, und wie weit hat sich das in den letzten zwei Jahren verändert? Alle Zahlen verraten uns, dass die Loyalität der Fans von Trump ungewöhnlich konstant hoch ist. Seine Beliebtheit schwankt nur wenig um die 36-Prozent-Marke. Das ist eher niedrig, aber erstaunlich konstant – eine Art Wagenburg hat sich hier gebildet. Trump hat das, was man eine «betonharte Gefolgschaft» nennt. Allerdings ist die nicht die Mehrheit. Was in einem postdemokratischen System allerdings wenig bedeutet.

Sind Sie gespannt, wie die Analysen weitergehen und zu welchem Schluss Matthias Horx kommt? Den vollständigen Beitrag finden Sie bald in unserer nächsten Ausgabe!