Dr. Lorenzet’s Gesundheits-Tipps

Bald schon planen einige wieder längere Ferienreisen für die Sommer- oder Herbstferien. Doch aufgepasst! Wer stundenlang in Flugzeug, Bahn oder Auto sitzend verbringen muss, sollte ganz besonders gut darauf achten, gesund am Ziel anzukommen. Die Gefässchirurgin Dr. Kerstin Schick hat viele Patientinnen und Patienten, die vor Reisen Rat zu ihrer Gefässgesundheit suchen.

Bewegung 

«Wer lange sitzt, muss rosten», so heisst es in einem Volkslied aus Franken aus dem Jahr 1859. Und es steckt viel Wahres in diesem alten Satz. Zu langes ununterbrochenes Sitzen ist tatsächlich Gift für unsere Beine. Diese brauchen immer wieder Bewegung, damit die Muskelpumpe aktiviert und der Blutstrom in die richtige Richtung, nämlich zurück zum Herzen gepumpt wird. Im Sitzen wird unsere Beckenetage ausserdem stark komprimiert und der venöse Abstrom deutlich eingeschränkt. Daher ist es so wichtig, immer wieder einmal aufzustehen, ein paar Schritte zu gehen, sich etwas zu strecken und zu dehnen, soweit dies die Gänge des Flugzeugs und die Mitreisenden es zulassen.

Trinken 

Hoch über den Wolken trocknet unser Körper durch die niedrigere Luftfeuchtigkeit in der Kabine deutlich schneller aus, da diese nur bei circa 20 Prozent liegt. Normalweise beträgt die uns umgebende Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent. Das bedeutet für uns, dass wir auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten müssen. Empfohlen wird circa ein halber Liter Flüssigkeit pro Flugstunde. Dabei sollte möglichst auf Alkohol – und koffeinhaltige Getränke verzichtet werden, da diese eher ausschwemmende Wirkung haben, unserem Körper Wasser entziehen und unsere Flüssigkeitsbilanz daher nicht verbessern.

Beingymnastik

Von den Flugvideos kennen wir sie – die häufig belächelten Gymnastikübungen an Bord. Und wie gut und richtig sind diese Übungen, die wir im Sitzen an unserem Platz regelmässig vornehmen können. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, die alle das Ziel haben, die Wadenmuskulatur zu bewegen und damit die Muskelpumpe unseres venösen und auch lymphatischen Abstroms zu aktivieren. Ein Beispiel? Aufrecht an der Sitzvorderkante sitzen und die Füsse auf die Zehenspitzen aufstellen. Wechsel auf die Fersen, dann wieder auf die Zehenspitzen. Diesen Wechsel alle halbe Stunde 10 Mal wiederholen. Sie werden schnell merken, wie gut das tut.

Thromboserisiko 

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit auf der nächsten Flugreise eine Thrombose zu erleiden? Das hängt von sehr vielen Faktoren ab. Dabei gilt es das individuelle Risiko für den Eintritt einer Thrombose durch gezielte Fragen und – wenn nötig – mit Parameterbestimmungen herauszufinden. Hat mal selber schon einmal eine Thrombose erlitten? Liegt eine bekannte Gerinnungsstörung vor? Besteht aktuell eine Situation besonders hoher Thromboseneigung? Sind Mitglieder der eigenen Familie schon an Thrombosen erkrankt? Es ist ratsam eine Fachärztin oder einen Facharzt für diese Fragestellungen aufzusuchen, wenn man nicht alle Fragen mit einem klaren Nein beantworten kann.

Kompression 

Kompressionsstrümpfe gibt es in allen Farben und zum Teil mit modernen Mustern liegen sie vor, die heutigen modernen Kompressionsstrümpfe. In lang oder kurz, in verschiedenen Klassen und von knalligem Pink bis zum eleganten Anthrazit ist alles dabei. Was passiert denn aber eigentlich mit unseren Beinen, wenn ich Kompressionsstrümpfe trage? Einfach ausgedrückt: der Anpressdruck von aussen auf das Bein führt zu einer Drucksteigerung im Gewebe und damit kann weniger Flüssigkeit aus den Gefässen in das umgebende Gewebe abfliessen, bzw. wird zurückgedrückt. Die Folge davon: schlankere Beine und Füsse. Auch die sogenannten Stützstrümpfe, die mit weniger Anpressdruck arbeiten, können den geschwollenen Knöcheln auf langen Reisen entgegenwirken.

Glücklich und entspannt am Ziel ankommen

Willkommen an Ihrem Zielflughafen! Wenn Sie manch kleine Massnahmen befolgen, kommen Sie wahrscheinlich mit gesunden, starken Beinen an Ihrem Ziel an. Es lohnt sich, weil unsere Beine unsere Wertschätzung und Aufmerksamkeit verdient haben.