Tennis, sagt man, sei eine Sportart, in der Geld eine grosse Rolle spielt. Es geht aber auch anders: Als kleiner Provinzclub mischt der TC Weihermatt Urdorf mit seinem Nati-A-Team im Damentennis bei den Besten in der Schweiz mit. Die Limmattalerinnen verfügen über kein grosses Budget, dafür über sehr viel Herzblut. Dank ihrem grossen Kämpferherz wurde ein Tennismärchen wahr: An den Schweizermeisterschaften holten sie sich im August den zweiten Platz und somit den Vizeschweizermeistertitel. 

Eigentlich war an diesem strahlenden Sommertag im Tennisclub Weiher- matt Urdorf alles klar: Die Urdorfer Nummer 1, Jenny Dürst, würde gegen die Nummer 1 der Gegnerinnen, Barbara Haas vom TC Grasshopper-Club Zürich, keine Chance haben. Rund 500 Plätze ist die Österreicher Nummer 1 vor der Schweizerin in der Weltrangliste WTA klassiert. Aber im Tennis ist bekanntlich der Ball rund. Und so spielte Jenny Dürst ein grossartiges Match, mit viel Kraft und Mut, weshalb sie zuletzt über einen Sieg jubeln durfte. Auch ihre Mannschaftskolleginnen wuchsen an diesem sonnigen Tag über sich hinaus. 6:0 schickten die Weihermättlerinnen ihre Gegnerinnen von GC damit nach Hause. Das Zürcher Derby ging nicht an den reichen Stadtclub, sondern an die Spielerinnen aus der Provinz. Mit dem Sieg sicherten sich die Limmattalerinnen nicht nur den Einzug ins Halbfinale der Schweizermeisterschaften, sie belegten nach den Gruppenspielen sogar den Platz Nummer 1. «Dieser Erfolg war wunderschön», sagt Mannschaftscoach Andrea Dürst, die das Team seit 2020 leitet. Und er war alles andere als selbstverständlich: Nach einem verletzungsbedingten Aus von Julia Grabher, der Nummer 1 im Team, waren die Weihermättlerinnen die Einzigen in der Nati A, die ohne eine Ausländerin auftraten. Sie reüssierten dennoch. 

TENNISMÄRCHEN WURDE WAHR 

Das liegt sicher auch am Teamgeist. Das Team startete vor vielen Jahren in der 3. Liga. Es ging darum, jungen Spielerinnen eine Möglichkeit für Wettkämpfe zu bieten. Renato Bellotti war damals der Coach, unter dem das Team Jahr für Jahr aufstieg, zuletzt von der Nationalliga B in die Nationalliga A. Im Jahr 2020 übergab Renato Bellotti die Leitung des Teams an Andrea Dürst, die in Wettswil eine Tennisschule führt und die Mutter von Jenny Dürst ist. Von der 3. Liga in die Nati A – diese Erfolgsgeschichte ist im Schweizer Tennis einmalig, es ist ein eigentliches Märchen. 

Joanne Züger
ERFOLGREICHES WOCHENENDE 

Am diesjährigen Finalwochenende, das am 14. und 15. August 2021 in Winterthur stattfand, ging die Urdorfer Erfolgsstory weiter. Erst im Finale wurden die Weihermättlerinnen gestoppt, und zwar von GC, der somit den Schweizermeistertitel bejubeln durfte. Mit ihrem zweiten Platz erreichten die Urdorferinnen aber etwas, das vorher keiner anderen Limmattaler Mann- schaft gelungen war. 

GROSSE ENTWICKLUNG

Eine grosse Entwicklung machte in ihrer Zeit beim TC Weihermatt Urdorf Jenny Dürst durch. Von der Ersatzspielerin, die sie im ersten Nati-A-Jahr war, wurde sie zur Leaderin, zur Nummer 1, die die anderen zu motivieren und mitzureissen vermag. Die offensive Allrounderin, die das Spiel diktiert, attackiert gerne auch vom Netz aus. Die Teamplayerin, die schon einige Jahre für den TCW im Einsatz ist, spielt im Interclub jeweils stark auf, so auch dieses Jahr, und sie lässt sich vom Publikum dazu pushen, über sich selbst hinauszuwachsen. Sie ist zudem eine ausgezeichnete Doppelspielerin. Im Moment rangiert sie auf der WTA auf dem Platz 639. 

AUS EINER EINER TENNISFAMILIE 

Joanne Züger spielte dieses Jahr neu wieder für den TC Weihermatt Urdorf, für den sie vor Jahren schon in der Nationalliga B angetreten war. Sie stammt aus einer Tennisfamilie, ihre Mutter führt eine Tennisschule. Die offensive Grundlinienspielerin kontert gerne. Die zielstrebige junge Frau ging als erste Tennisspielerin in die Sport-RS. Sie kann andere immer wieder mit ihrem fundierten Wissen über Tennis verblüffen. 

VON DER ERSATZSPIELERIN ZUR STÜTZE

Die Walliserin Sandy Meier war eigentlich als Ersatzspielerin vorgesehen, mutierte aber nach dem Ausfall von Julia Grabher zur Teamstütze. Die athletische Spielerin verfügt über ein sehr gutes Ballgefühl, sie kämpft sehr leidenschaftlich, kann sich aber auch über sich selbst ärgern. 

Nach dem Sieg
VIEL SPIELWITZ 

Fiona Ganz ist schon mehrere Jahre beim TC Weihermatt Urdorf mit dabei. Sie fällt als eine variable Spielerin mit viel Spielwitz auf. Sie geht ihren Weg im Profitennis mit einer grossen Beharrlichkeit und bewahrte dieses Jahr auch in kritischen Momenten stets die Nerven, sodass sie für den TCW viele Punkte zu holen vermochte. 

Julia Grabher, die in diesem Jahr verletzungsbedingt früh ausfiel, ist ein «Sandplatzhase» mit einer ausgezeichneten Vorhand, mit der sie die Gegnerinnen über den Platz jagt. Die Österreicherin spielte schon in der Nati B für den TCW. 

SPONSOREN UND GÖNNER GESUCHT 

Nächstes Jahr soll das Urdorfer Tennismärchen weitergehen. Dafür sucht Coach Andrea Dürst noch Sponsoren und Gönner. Sie erhalten im Gegenzug attraktive Möglichkeiten für einen Firmen- auftritt, für ein Networking oder die Möglichkeit, mit den Spielerinnen einige Bälle zu spielen. Weitere Informationen zu den Sponsorenpaketen und den Vorteilen für Gönner erteilt Andrea Dürst, erreichbar unter: duersta@gmail.com.

www.nati-a-teamtcw.ch 

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