Ibuprofen, Paracetamol und Aspirin…

Dr. Lorenzet’s Gesundheits-Tipp

Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol und Aspirin gehören zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten. Doch wie wirken sie überhaupt und wann greift man zu welcher Tablette? Wir vergleichen die beliebtesten Schmerzmittel der Schweiz.

Im Kopf hämmert’s, im Rücken zieht’s oder das Knie schmerzt? Wie gut, dass es Ibuprofen, Paracetamol und Aspirin gibt. Laut statistischer Erhebung aus dem Jahr 2022 haben rund drei Millionen Menschen in der Schweiz ab 14 Jahren in den letzten drei Monaten rezeptfreie Schmerzmittel eingenommen. Kaum einer weiss allerdings, wie die Wunderpillen wirken und bei welchen Symptomen welche Schmerzmittel eingenommen werden.

Was sind Schmerzmittel?

Schmerzmittel sind für viele Menschen im Alltag ein echter Segen: Egal, ob sich die nächste Migräne ankündigt, der Rücken schmerzt oder man vom Kater heimgesucht wird – auf Ibuprofen, Paracetamol und Aspirin ist im Grunde immer Verlass. Hierbei handelt es sich um sogenannte «Over-the-Counter»-Arzneimittel (OTC), die in Apotheken jederzeit rezeptfrei verkauft werden dürfen. Ausserdem zählen sie zu den Nichtsteroidale Antirheumatika – einer Gruppe von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken.

Wie wirken Schmerzmittel?

Schmerzmittel wirken mit den Zellen, Nervenenden des Körpers, dem Nervensystem und dem Gehirn zusammen, damit man den Schmerz nicht mehr spürt. Einige dieser Nerven in der Haut und im Gewebe können Schmerzen wahrnehmen, zum Beispiel bei einer Verbrennung oder einem Stoss. Werden Zellen verletzt oder beschädigt, setzen diese an verschiedensten Stellen im ganzen Körper Botenstoffe frei, sogenannte Prostaglandine, die über das Nervensystem Schmerz- und Verletzungsmeldungen an das Gehirn weiterleiten. Deren Wirkung unterscheidet sich je nach Gruppe: Es gibt entzündungshemmende Prostaglandine – aber auch solche, die die Schmerzwahrnehmung verstärken und Entzündungen fördern. Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol und Aspirin hemmen die Enzyme, die für die Bildung der entsprechenden Prostaglandine zuständig sind: die Cyclooxygenasen, kurz: COX.

Wirkstoff-Aufnahme beschleunigen

Übrigens: Untersuchungen zeigen, dass die Position beziehungsweise Haltung des Körpers entscheidend beeinflusst, wie schnell unser Körper den Schmerzmittel-Wirkstoff aufnimmt. Ein Beispiel: Legt man sich bei der Einnahme auf die linke Körperseite, dauert dieser Prozess 100 Minuten – liegt man auf der rechten Seite, sind es nur zehn Minuten, bis Schmerzmittel wirken.

WELCHES SCHMERZMITTEL HILFT WANN AM BESTEN?

Paracetamol, Aspirin und Ibuprofen sind (in dieser Reihenfolge) statistisch belegt die beliebtesten Schmerzmittel in der Schweiz. Doch bei welchem Schmerz sollte man zu welchem Schmerzmittel greifen?

Ibuprofen

Ibuprofen senkt Fieber und reduziert entzündungsbedingte Schmerzen und Schwellungen. Frei verkäuflich ist der Wirkstoff bis zu einer Dosierung von 400 mg Wirkstoff pro Tablette und wird bei leichten bis mässigen Schmerzen eingesetzt. Erwachsene und Jugendliche können täglich bis zu drei Tabletten (im Abstand von sechs Stunden) einnehmen, Kinder zwischen sechs und neun Jahren 1/2 Tablette. (Im Zweifel gilt immer, den Rat des Arztes oder Apothekers einholen). Bei Kindern unter sechs Jahren darf Ibuprofen gar nicht angewendet werden. Zum Einsatz kommen kann Ibuprofen laut Packungsbeilage in der 400-mg-Dosierung bei:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Zahnschmerzen
  • Regelschmerzen
  • entzündlichen Erkrankungen (wie bspw. Morbus Bechterew oder Gichtanfällen).

Auf keinen Fall eingenommen werden sollte Ibuprofen bei:

  • einer Allergie gegen Ibuprofen oder einen der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels.
  • in der Vergangenheit aufgetretenen Reaktionen wie Asthmaanfällen, Nasenschleimhautschwellungen, Hautreaktionen oder plötzlichen Schwellungen nach der Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Entzündungshemmern.
  • ungeklärten Blutbildungsstörungen.
  • bestehenden oder in der Vergangenheit wiederholt aufgetretenen Magen/Zwölffingerdarmgeschwüren (peptischen Ulzera) oder Blutungen (mindestens 2 unterschiedliche Episoden nachgewiesener Geschwüre oder Blutungen).
  • Magen-Darm-Blutung oder -Durchbruch (Perforation) in der Vorgeschichte im Zusammenhang mit einer vorherigen Therapie mit nicht-steroidalen Antirheumatika/Antiphlogistika (NSAR).
  • Hirnblutungen (zerebrovaskulären Blutungen) oder anderen aktiven Blutungen.
  • schweren Leber-oder Nierenfunktionsstörungen
  • schwerer Herzinsuffizienz
  • schwerer Dehydratation
  • Schwangerschaft (im letzten Drittel)
  • Windpockeninfektion (Varizellen-Infektion).

Besondere Vorsicht ist geboten bei:

  • Magen-Darm-Beschwerden bzw. Blutungen des Magen-Darm-Traktes, Geschwüren und Durchbrüchen (Perforationen)
  • Herzerkrankungen, einschliesslich Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Angina (Brustschmerzen)
  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • hohem Cholesterinspiegel
  • bestimmten angeborenen Blutbildungsstörungen
  • bestimmten Autoimmunerkrankungen (systemischer Lupus erythematodes und Mischkollagenose)
  • eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion
  • Dehydratation
  • kürzlichen grösseren chirurgischen Eingriffen
  • Allergien (z. B. Hautreaktionen auf andere Arzneimittel, Asthma, Heuschnupfen)
  • chronischen Nasenschleimhautschwellungen oder chronischen, die Atemwege verengenden Atemwegserkrankungen

In diesen Fällen sollte Ibuprofen nur unter bestimmten Bedingungen (d. h. in grösseren Abständen oder in verminderter Dosis und unter ärztlicher Kontrolle) angewendet werden.

Paracetamol

Schmerzlindernder und fiebersenkender Arzneistoff wirkt – anders als Ibuprofen und Aspirin – nicht entzündungshemmend. Paracetamol gilt als gut verträglich und wird daher häufig als Zäpfchen bei Babys und Kleinkindern verabreicht. Gefährlich ist eine Überdosierung von Paracetamol: Da das Arzneimittel in der Leber abgebaut wird, kann eine Überdosierung zu akutem Leberversagen führen, was schlimmstenfalls tödlich enden kann.

Zum Einsatz kommen kann Paracetamol in der 500-mg-Dosierung bei:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Zahnschmerzen
  • Regelschmerzen

Laut einer 2021 im «Medical Journal of Australia» veröffentlichten Studie soll Paracetamol übrigens bei Spannungskopfschmerzen besonders gut helfen – bei Kreuzschmerzen beispielsweise eher nicht.

Auf keinen Fall eingenommen werden sollte Paracetamol bei:

  • Überempfindlichkeit gegenüber Paracetamol oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.

Besondere Vorsicht ist geboten bei:

  • chronischer Alkoholkrankheit
  • einer Beeinträchtigung der Leberfunktion
  • vorgeschädigter Niere
  • gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten, die die Leberfunktion beeinträchtigen
  • erblich bedingtem Mangel des Enzyms Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase (Favismus genannt)
  • Blutarmut (Anämie)
  • einem Mangel des am Leberstoffwechsel beteiligten Eiweisses Glutathion
  • Dehydratation
  • chronischer Mangelernährung und einem Körpergewicht unter 50 kg
  • höherem Lebensalter

Aspirin

Das schmerz- und entzündungshemmende Aspirin ist wiederum in Form von Tabletten, Kautabletten oder Brausetabletten mit 300 bis 600 mg Acetylsalicylsäure erhältlich und wird ebenfalls bei leichten bis mässig starken Schmerzen eingesetzt wie:

  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Zahnschmerzen
  • Regelschmerzen
  • Fieber

Es wirkt jedoch nicht nur schmerzlindernd und entzündungshemmend, sondern auch blutverdünnend und soll laut Studien mehr können, als nur gegen Kopfschmerzen helfen. So gibt es wissenschaftliche Hinweise, dass das Medikament gegen Darmkrebs und vor einer Ansteckung mit Corona schützt sowie die Genesung beschleunigt. 

Vor allem in den USA nehmen viele Menschen das Schmerzmittel deshalb präventiv gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein. Allerdings gibt es auch zahlreiche Studien, die vor dem regelmässigen Konsum warnen. So soll Aspirin die Leber angreifen und sich bei Personen, die rauchen, an Diabetes, zu hohem Bluthochdruck oder zu hohen Cholesterinwerten leiden negativ auf die Herzgesundheit auswirken.

Auf keinen Fall eingenommen werden sollte Aspirin laut Packungsbeilage bei:

  • Überempfindlichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
  • in der Vergangenheit aufgetretenen Reaktionen auf Salicylate oder andere nicht-steroidale Entzündungshemmer wie Asthmaanfälle.
  • akuten Magen- und Darmgeschwüren
  • krankhaft erhöhter Blutungsneigung
  • Leber- und Nierenversagen
  • schwerer nicht durch Medikamente einstellbarer Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)
  • gleichzeitiger Einnahme von 15 mg oder mehr Methotrexat pro Woche
  • in den letzten drei Monaten einer Schwangerschaft

Besondere Vorsicht ist geboten bei:

  • Überempfindlichkeit gegen andere Entzündungshemmer/Antirheumatika (bestimmte Mittel gegen Rheuma oder Entzündungen) oder andere allergieauslösende Stoffe.
  • Bestehen von Allergien, Asthma, Heuschnupfen, Nasenschleimhautschwellungen oder chronischen Atemwegserkrankungen.
  • gleichzeitiger Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln
  • Magen- oder Darmgeschwüren oder -blutungen in der Vorgeschichte
  • eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion
  • anstehenden Operationen (auch kleineren Eingriffen wie z. B. dem Ziehen eines Zahnes).

Wie nimmt man Schmerzmittel ein?

Alle drei Schmerzmittel werden am besten mit reichlich Flüssigkeit und während beziehungsweise nach einer Mahlzeit eingenommen. Die Einnahme nach den Mahlzeiten kann zwar zu einem verzögerten Wirkungseintritt führen, allerdings wird auf diese Weise der Magen nicht zu sehr gereizt. Ibuprofen und Paracetamol sollten dabei unzerkaut und nicht länger als drei Tage am Stück eingenommen werden – Aspirin wiederum zerkaut und nicht länger als vier Tage. Sollten sich die Symptome nach diesem Zeitraum nicht verbessern oder sogar verschlimmern, ist ärztlicher Rat empfehlenswert. Ausserdem sollte stets die erforderliche niedrigste wirksame Dosis über den kurz möglichsten Zeitraum angewendet wird.